2000 - Alpendurchquerung

meine erste kleine Radreise…

Tag 1

 

Früh morgens um 5.15 Uhr klingelt der Wecker. Nun heißt es: „In die Gänge kommen”. Hab eine lange Fahrt vor mir. Sachen hatte ich schon gestern Abend gepackt. Noch in Ruhe und reichlich frühstücken, letzte Vorbereitungen treffen, Foto machen und ab geht’s! Punkt 6.30Uhr ist Start. Bepackt mit Rucksack (das Nötigste drin) strample ich von Leutasch hinunter ins Inntal. Die Straßen sind noch etwas nass - mit Vorsicht in den Serpentinen! Um 7.40Uhr durchquere ich Innsbruck. Vorbei am Berg Isel beginnt der Anstieg zum Brennerpaß. Langsam wird die Sonne immer wärmer, die langen Sachen werden abgelegt. Unter der Europabrücke ist Fotostop. Gegen 8.45 ist in Matreit Frühstückspause. Habe mich mit belegten Brötchen eingedeckt, um nicht zu verhungern! Kurz vorm Brenner passiert’s: DIE KETTE BLOCKIERT! Doch alles halb so wild, die Kette hat sich dummerweise im Kettenspanner verklemmt. Mit etwas Zeitverlust erreiche ich nun 10.10Uhr die italienische Grenze, wo sich auch eine Waschgelegenheit für meine schmierigen Hände ergibt (im Dorfbach). Weiter geht’s bis Sterzing, mit einem 60er Schnitt auf 15 km - immer bergab! Dort angekommen gibt’s erst mal ein 3. Frühstück. Transportbedingt gepresste Milchbrötchen mit Schinken und Käse. Gegen 11 Uhr setze ich meine Fahrt in südliche Richtung fort. Halbzeit: Punkt 12 kurz vor Brixen. Die Hälfte der Tagesstrecke ist gemeistert! Bevor’s aber weitergeht leiste ich mir ein mit Pilzen überbackenes Brot (italienischer Art) und zwei Mineral. Ab jetzt führt mich mein Weg immer ostwärts durchs Pustertal. Passiere ca. 14 Uhr Bruneck. Habe das ganze Pustertal Rückenwind und kann flussaufwärts mit 30-50 km/h radeln. Verbotenerweise durchfahre ich die Autotunnels - es gibt schließlich keine alternativen Radwege! Langsam machen sich die ersten Schwächeerscheinungen bemerkbar. Doch nach der Traubenzuckerzufuhr hat sich mein Körper innerhalb von 30min regeneriert. 15.10 Uhr in Toblach angekommen genieße ich einen großen italienischen Eisbecher - LECKER! Zu meiner Rechten werden die gewaltigen Dolomiten sichtbar. Vor Millan ist die Grenze nach Österreich, wo meine Trinkflaschen eine 2. Füllung erhalten. Auch der Fluss Drau entspringt hier, dessen Lauf mich bis zum Wörthersee begleitet. Bis Lienz sind es noch 23 km (ein Katzensprung). In Lienz - 17.30 Uhr - heißt es nun eine Information zu finden. Hab einen Gendarmaristen gefunden, der mir sofort Auskunft gibt. Das Zimmer was für mich ausgesucht wurde, ist etwas klein und altmodisch (Tiroler Mittelalter) eingerichtet. Aber na ja, für eine Nacht mit Frühstück 220ATS, das geht schon mal. Abends schlendere ich noch durch die schöne Altstadt und speise im Restaurante eine große Portion Käsespätzle. Um 21.30 ist bei mir Nachtruhe. Die Finanzen schnell überprüfen und ab ins Bett.

 

Tag 2

5.15 Uhr fällt mir das Aufstehen leicht. Schnell angezogen, die Wirtin hat sogar schon mein Frühstück fertig. Gegen 6.30 Uhr ist Start zur 2. Etappe. Frühmorgens ist in Lienz noch überhauptnichts los. Nur die Händler bauen ihre Verkaufsstände auf. Auf den ersten Kilometern ist die Luft noch ziemlich frisch und wegen des vielen Nebels sind die Dolomiten nicht sichtbar. Habe gute Laune, so das ich alle möglichen Lieder singe die mir einfallen (z.B. Anton aus Tirol). Erreiche nach kurzer Zeit das Bundesland KÄRNTEN. Um 9 Uhr ist in Spittal Frühstückspause. 0.5 l Milch, 2 l Saft für die Trinkflaschen, belegte Brötchen von gestern und ein Stück Kuchen. Strample das Drautal weiter flussabwärts. Durchquere ca. 12 Uhr die wunderschöne Stadt Villach mit Navigationsschwierigkeiten - die Ausschilderung schlecht. Komme über kleine Umwege schließlich 12 Uhr in Velden an. Das erste was ich sehen will ist der Wörthersee - das Ziel meiner Reise! Noch einmal rechts abgebogen, und da ist er! Blaues Wasser! Super Panorama! Viele glückliche Menschen! Die Sonne steht jetzt am höchsten Punkt und macht ganz schön Hitze. Trotz alledem brauche ich noch ein Quartier. Fahre kurzerhand nach Schiefling zur Information. Diese hat natürlich gerade heute geschlossen. Also zurück nach Velden. Lasse mir dort ein Zimmer vermitteln und düse wieder Richtung Schiefling. Die Pension ist schnell gefunden. Habe ein Doppelzimmer DU/WC mit Frühstück für 210ATS. Gehe erst mal bei Billa einkaufen: 1.5 l Milch, 1.5 l Mineral, 2 l Multivitaminsaft, 1.5 l Apfelschorle und etwas zu essen. Nehme meine Badesachen und mache mich auf zum Schieflinger Strandbad am Wörthersee. Das Wasser hat eine gute Badetemperatur. Leiste mir noch einen leckeren Teller Spaghetti Bolognese. Genieße die letzten Sonnenstrahlen bis plötzlich eine riesig lange Schlange Sportwagen die Promenade langfahren. Laut Aushang ist heute Sportwagentreffen in Velden. Vertreten sind: Ferrari (ca. 20 Stück), Lamborghini Diablo, Dodge Viper… . Fahren alle zur Fun-Mile und präsentieren sich in einer Doppelreihe vorm „Casino Velden”. Es ist sogar möglich das Innenleben verschiedener Rennwagen zu betrachten! Es fängt an mit nieseln. Schnell schnapp ich mir mein rotes Rennrad und düse in meine Unterkunft. Da hört der Niesel wieder auf. Unterhalte mich noch mit einem älteren reichen Ehepaar, überprüfe meine Kasse und verschwinde gegen 22.30 Uhr in meinem Doppelbett.

Tag 3

Heute ist Ruhetag, Aufstehen erst um 8 Uhr. Dann gemütliches Frühstück in gesellschaftlicher Runde. Man hat sich viel zu erzählen. Dann plane ich den heutigen Tag. Kurz vor 10 Uhr schwinge ich mich auf meine Rennmaschine und radle zum Faaker See. Dort soll es eine große Modellbahnausstellung geben. Habe sie etwa 11 Uhr in Faak am See gefunden. Die Anlage hat eine unglaubliche Größe von 200m². Wurde von einer einzigen Person und dessen Privatvermögen gebaut. Habe mir auch gleich ein Souvenir erstanden. 12 Uhr macht der Betreiber Mittagspause, meiner einer fährt auch los. Nächstes Ziel, Insidertipp: „Silbersee”. Muss erst ein paar Einheimische nach dem Weg fragen, komme aber dennoch an. Hier ist vielleicht was los: Europäischer Wakeboardwettbewerb. Dazu legt ein Discjockey coole Beats auf. Die Musik ist über dem ganzen See zu hören. Esse erst mal Roster mit Kartoffelsalat, zum Nachtisch Apfelstrudel. Lege mich ans ruhigere Ufer und tanke ausgiebig Sonne. Dann ist schwimmen angesagt. Bis zur Insel und zurück. Inzwischen ist es 17.30 Uhr. Benutze den Drau-Radweg bis Velden. Auf dem Bahnhof lass ich mir den Fahrplan für morgen ausdrucken. Gehe jetzt noch eine große Pizza essen. Setze mich auf eine Bank am Wörthersee, schreibe Postkarten an alle und genieße den Sonnenuntergang. Abends spielt noch eine Big Band und vom Casino schallt die Musik leise über den See. Mache mich langsam auf den Weg in mein Quartier. Selig schlafe ich um 23 Uhr ein… .

Tag 4

Wecker und Handy klingeln wie gewohnt um 5.15 Uhr. Das Frühstück steht auch schon bereit. 6Uhr heißt es dann Abschied nehmen und fahre runter nach Velden, um zum letzten mal den Wörthersee zu sehen. Am Hauptbahnhof Velden kaufe ich mir noch eine Fahrkarte bis Spittal. Punkt 6.57 Uhr fährt mein Zug ab. Unterwegs wollte mir eine einheimische Schulklasse „Kärntnerisch” beibringen - vergebens! Vielleicht nächstes mal. In Spittal verabschiede ich mich mit „Servus” und schwinge meine Beine aufs Rennrad. Aber nur bis zum nächsten Supermarkt. Das zweite Frühstück steht nämlich an. Es gibt Milch, Saft und Kuchen. Gegen 8.15 Uhr geht’s erst flach dann bergisch in Richtung Mallnitz. 9.45 Uhr dort angekommen, muss ich per Bahnverladung durch den Tauerntunnel. Kann sogar kostenlos mitfahren und sitze auch noch neben dem Schaffner. Nach 12 Minuten Fahrt ist der Zug schließlich 10.22 Uhr in Böckstein angekommen. Auf meinem Rennradl donnere ich mit 90 Stundenkilometer das Gasteinertal hinab. - Neuer persönlicher Rekord! Unten angekommen gibt’s ein drittes Frühstück. Anschließend noch etwas in nördliche Richtung und dann immer westwärts bis Bruck. Von hier aus beginnt die Großglocknerhochalpenstraße. - Das Mekka eines jeden Radfahrers! Doch bevor ich mich am Großglockner versuche, esse ich noch was und kaufe genügend zu trinken. Für meinen schweren Rucksack ist die Suche nach einem Schließfach vergebens. Post und Information haben gerade Mittagspause und auf dem Bahnhof haben die auch keine Schließfächer. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als den Rucksack mitzunehmen. Inzwischen ist es 13.30 Uhr. Jetzt geht’s los, auf den höchsten Berg Österreichs. Die ersten Kilometer sind noch flach, doch ab Fusch beginnt der Anstieg ganz plötzlich. Unterwegs stelle ich mich unter kleine Wasserfälle, um nicht zu überhitzen. Nach einer Weile kommt eine Mautstelle, wo Radfahrer allerdings nichts bezahlen müssen. Jetzt sind es noch 23 km und eine gnadenlos-durchgehende Steigung von 12%. Treffe zwei Italiener, vollbepackt mit Zelt und anderen Dingen. Unterhalten uns kurz in gebrochenem Italienisch und weiter geht’s. Überhole auch noch einen Österreicher, der mit seinem Mountainbike hochstrampelt. Die Luft wird kühler, die Vegetation auch immer weniger. Esse in jeder Serpentine Traubenzucker, um durchzuhalten. Das Wetter hier oben wechselt ständig. Mal Niesel, dann wieder Sonne. Bin schon fast oben, nur noch ein paar Kilometer! Um 16 Uhr hab ich endlich die Fuschertörlhöhe in 2428 m Höhe erreicht. Kurzer Fotostop und dann noch höher bis auf die Edelweißspitze in 2571 m. Klettere auf den Aussichtsturm und genieße das einmalige Alpenpanorama. Ringsrum nur gletscherbedeckte Berge. Würde am liebsten noch länger hier bleiben, doch der Wind ist stark und eiskalt! Ziehe mir die langen Sachen an und beginne die Abfahrt. Nach 2 km fängt es auf einmal an mit gewittern. Schnell werfe ich mir meine Regenbekleidung drüber und fahre vorsichtig weiter. Bedingt durch den starken Regen hat die Hinterbremse keine Wirkung. Ca. 18 Uhr im erst besten Ort angekommen suche ich schnell die Information, die mir wie gewohnt eine Unterkunft vermitteln. Diese ist gleich auf der anderen Straßenseite. Die Wirtin empfängt mich freundlich und zeigt mir auch gleich das Zimmer. Ist zwar etwas teuer, aber na ja (350ATS). Hänge die nassen Sachen zum Trocknen auf und dusche erst mal ausgiebig. Abends gibt’s im Restaurante eine große leckere Mahlzeit. Um 22 Uhr ist Nachtruhe. Schlafe heute schnell ein.

Tag 5

Heut wieder zeitiges Aufstehen um 5.15 Uhr. Schnell anziehen, die Sachen sind noch feucht von gestern, und ab zum frühstücken. Die Wirtin hat mir alles hingestellt. Unter anderem auch lösbares Energiepulver und Sportmassagecreme. 6.40 Uhr ist Start. Im Morgennebel geht die Fahrt immer westwärts. Durchquere Mittersill und in Krimml kauf ich mir im Supermarkt Milch, Saft und Kuchen. Vorbei an den Krimmler Wasserfällen geht’s frisch gestärkt hinauf zum Gerlospaß, den ich 10.45 Uhr erreiche. Die Abfahrt auf der anderen Seite ist relativ flach. Das Zillertal reinzu ist dafür umso steiler und kurvenreicher. In einer Rechtskurve driftet mein Hinterrad plötzlich nach außen weg! Zum Glück kommt nichts entgegen, so das genug Platz zum Gegenlenken ist. So’n Mist: PLATTEN! Hab aber Flickzeug mit. Vermute den Platten hab ich mir auf einen der reichlich gesäten Kanaldeckel zugezogen. Nichts des so trotz ist der Schaden schnell behoben und die Fahrt kann fortgesetzt werden. Komme ca. 12 Uhr im Zillertal an. Hier herrscht mächtiger Gegenwind, so das ich erst mal einen großen Eisbecher essen gehe. Der Wind lässt mich nicht schneller als 20 km/h fahren und zu allen Unglück fängt es an mit regnen. Aus dem Zillertal raus, führt mich mein Weg in westliche Richtung. Der Regen lässt nach und auch der Wind dreht sich zu meinem Vorteil. In Wattens nehme ich noch einen kleinen Imbiss zu mir. Um 15.45 Uhr passiere ich Innsbruck. Von hier aus ist es nicht mehr weit. Hab’s bald geschafft! Doch es fängt schon wieder an mit regnen. Den Zirler Berg mit 16% Steigung meide ich heute, strample aber dennoch den 14%igen Berg Richtung Leutasch raus. War zwar ein kleiner Umweg, aber was soll’s! Gegen 17.45 bin ich endlich wieder da - in Leutasch. Es hört übrigens gerade auf zu regnen.
Bilanz: 850 km und ca. 5000 hm in 5 Tagen

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