2004 - Slowenien, Kroatien

Ein Tandem, ein Rennrad und drei Freunde

Österreich - Slowenien - Kroatien - Slowenien - Italien - Schweiz - Lichtenstein - Österreich

Nachts um 3 klingelt der Wecker, jetzt heißt es aufstehen, die restlichen Sachen packen und losfahren. Mit dem Auto bis zu unserem Startpunkt nahe Innsbruck. Voller Motivation werden das Tandem und das Rennrad zusammengeschraubt und die Packtaschen, Zelte und Isomatten befestigt. Bereits an der ersten Abfahrt hat Stefan 3 Platten, aufgrund der hohen Hitze die beim Bremsen entsteht. Die Fahrt geht weiter durch das schöne Inntal und das Zillertal. Es ist erst Mittag, deshalb beschließen wir doch noch den Gerlospaß in Angriff zu nehmen. Dieser hat ca. 12% Steigung und lässt sich mit dem vielen Gepäck nur schwer treten. Am schwersten fällt es Stefan, denn er fährt zum ersten Mal solche Berge, doch er kämpft bis auf die Passhöhe von 1628m.

  

Auf der Abfahrt sehen wir die Krimmler Wasserfälle und essen leckere Walderdbeeren. Plötzlich braut sich von 3 Seiten ein Gewitter zusammen, müssen also schnell vom Berg. Es fängt an mit regnen und Stefan hat mit einem weit zu hörenden Knall seinen 4. Platten in 2 Tagen. Glücklicherweise steht hier eine Pension, in die wir einkehren können, denn jetzt regnet es in Strömen und Donner so laut wie Kanonenschüsse.

Der heutige Tag ist besser, die Sonne scheint und wir fahren flussabwärts, bis zum Fuße des Großglockners in der Nähe von Zell am See. Hier werden die Zelte aufgeschlagen, Tagebuch geführt und ich koche mit einem Campingkocher eine energiereiche Nudelsuppe für Radsportler. Zum waschen bietet sich ein eiskalter Gebirgsbach an.

Am nächsten Morgen stehen wir schon halb 7 auf und radeln nach dem Frühstück los. Der Großglockner hat auf 23 km Länge eine Steigung von 12%. Unterwegs trifft man viele Radler, die meisten feuern uns an und manche filmen uns sogar während wir uns den Berg hochquälen, aber es macht Riesenspaß. Oben angekommen, auf 2504m, haben wir eine wunderbare Aussicht über viele Gletscher.

 

Die Abfahrt nach Heiligenblut ist ein Genuss, sogar ohne einen Platten! Weiter geht’s bei strahlendem Sonnenschein in die Nähe von Velden am Wörthersee. Dort müssen erstmal die verschwitzten Radsachen durchgewaschen werden. Anschließend radeln wir auf unseren bepackten Rädern weiter nach Slowenien. Die Berge hier sind nicht so hoch wie in den Alpen, es ist aber trotzdem sehr hügelig. Die Zeltstelle ist besiedelt von hunderten Mücken, doch wir müssen hier campen, weil ein Regen aufzieht.

Heute wollen wir es bis zur Adria schaffen. Das Wetter ist gut, sind bereits vormittags am kroatischen Grenzübergang. Fragen ortskundige nach dem Weg, die uns eine Route durch den Wald empfehlen, was keine gute Idee ist, denn die Straßen hier sind sehr schlecht. Steigungen bis 20 % und Schotterpisten. Schließlich stehen wir mitten im Wald an einer nicht ausgeschilderten Kreuzung. Ein kroatischer Holzfäller hilft und zeichnet den richtigen Weg zum Meer auf ein Blatt Papier. Dort angekommen herrscht ein reges Touristenleben und Rummel auf den Straßen, im Gegensatz zu der idyllischen und ruhigen Bergwelt Kroatiens. Auf der Suche nach einem Campingplatz am Meer werden wir schnell fündig. Unser Zeltnachbar ist sogar ein Sachse. Hier weht der starke Bora-Wind, welcher schon manches Zelt weggeweht hat.Der morgige Tag ist der erste Ruhetag, denn die Wäsche muss gewaschen werden und baden wollen wir auch. Das Wasser hat eine wunderbare Badetemperatur, jedoch gibt es hier Seeigel, auf die man aufpassen sollte. Bis hier hin sind es 808 km und die ersten 8 Tage sind vergangen.

Am Morgen kaufen wir beim Zeltplatzbäcker 4 große volle Tüten voll Brötchen, Brot und etwas Kuchen, Proviant für heut und morgen. Die nachfolgenden Kunden hatten nun bedingt durch unseren Großeinkauf nur noch eine sehr begrenzte Auswahl. Im Nieselregen überqueren wir eine große Brücke zur Insel Krk. Diese kleine Insel ist schnell überquert und fahren mit der Fähre auf die Insel Cres. Hier gibt es nur kleine ruhige Dörfer, man begegnet fast keinem Auto und hat einen super Ausblick auf umliegende Inseln und das Festland.

 

Mit der nächsten Fähre geht’s schließlich wieder aufs Festland. Hier spricht uns ein freundliches Ehepaar an, während ich einen neuen Reifen am Tandem montiere. Sie wollen uns unbedingt irgendwie helfen und freuen sich über unser Unternehmen. Das Ehepaar schenkt uns 80 Kuna und verschiedene Früchte. Die Halbinsel Istrien ist auch sehr hügelig, doch daran haben wir uns gewohnt und radeln nun Richtung Italien.

Die Poebene ist ziemlich eintönig, den ganzen Tag nur flache Straße und nichts weiter außer Felder und Wiesen. In der berühmten Stadt Verona findet sich ein Zeltplatz in einem alten Burggemäuer, welches Weinpflanzen überspannt ist, der schönste Campingplatz bis jetzt. Abends ist noch eine Besichtigung der historischen Altstadt geplant und wir leisten uns eine leckere italienische Pizza.

Weiter geht’s zum Gardasee, 3 Stunden baden und noch den täglichen Einkauf im Supermarkt. Wir kaufen immer nur so viel wie nötig. Freitags müssen wir mehr als 30 Liter Wasser kaufen, um über das Wochenende nicht zu verdursten, denn es gibt nicht überall Supermärkte, die samstags bis 20 Uhr geöffnet haben. Unsere Reise führt weiter zum Lago di Como am Fuße der Alpen. Fahren bis ans Nordufer, wo wir unseren zweiten Ruhetag einlegen. Rebecca wäscht die Wäsche, Stefan geht einkaufen und ich plane die Etappen für die nächsten Tage, nachmittags ist baden angesagt und Kleckerburg bauen.

Heute zeitiges Aufstehen um 6, denn wir wollen viel schaffen. Radeln nach Tirano, denn dort hält der Bernina-Express, eine besondere schweizer Gebirgsbahn. Die Bahn fährt bis auf eine Höhe von 2300m in der Schweiz. Vorbei an Gletschern, über viele Brücken und durch zahlreiche Tunnel windet sich der Zug durch die Alpen. Während der 5 stündigen Fahrt schauen wir ständig aus dem Fenster und erfreuen uns an der abwechslungsreichen Bergwelt. Angekommen in Chur suchen wir uns auf einer Wiese eine geeignete Zeltstelle.

  

Immer flussabwärts am Rhein pedalieren wir 3 Weltenbummler durch das Fürstentum Lichtenstein wieder nach Österreich. Jetzt steht uns noch der Arlbergpass bevor, doch nach dieser Tour ist der kein großes Problem mehr. Doch zu früh gefreut: Plötzlich reißt die hintere Kette am Tandem. Da ich aber für viele Fälle gerüstet bin, behebe ich den Schaden schnell, indem ich die Kette einkürze und die Fahrt kann fortgesetzt werden. Auf der Abfahrt fängt es an mit regnen, aber es nützt nichts, wir müssen runter vom Berg. Auf der erstbesten flachen Wiese hinter einer Holzhütte bauen wir in Rekordzeit die Zelte auf.

Am nächsten Morgen scheint die Sonne, der Himmel ist wolkenlos. Die letzten Kilometer werden heute gefahren. Nachmittags erreichen wir unseren Ausgangspunkt. Rebecca, Stefan und ich sind in 18 Tagen 1900km geradelt, 200km Bernina-Express gefahren, 100km Fähre gefahren, 2 mal die Alpen durchquert und haben 6 Länder bereist.

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